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bis zum dreizehnten august einundsechzig war das besondere an berlin
die aufteilung in vier sektoren
ab dem dreizehnten august einundsechzig war das besondere an berlin
die mauer
einfacher bis einundsechzig konnte man rüber dann konnte man nicht
mehr rüber
solange die sektorengrenzen passierbar waren nahm man als das
besondere dieser grenzen nur wahr daß es diese grenzen de jure zwar
gab sie aber de facto fast keine bedeutung hatten
in dem augenblick besser von ihm ab als die grenze zwischen ost und
westberlin nicht mehr passierbar war wurde sie und dies war das
phänomen eigentlich erst zur grenze begrenzte ein drinnen vom draußen
ein hüben vom drüben ein diesseits vom jenseits und abseits
begründete sogar eine eigene zeitrechnung
man erzählte von den zeiten vor der mauer und offiziell gab es alsbald
die abkürzung ndm nach den maßnahmen
eine grenze in dieser form eine vakuole konstituierend und gleichzeitig
als eigenes phänomen dadurch sich setzend hatte es bislang nicht
gegeben
die leute kannten soetwas nicht daraus ergab sich die grenzmauer war
das schlicht unfassbare und je fassbarer sie wurde und sie wurde es mit
jedem stein und jeder kelle mörtel umso unfassbarer wurde sie
das unfassbare wurde seiner fassbarkeit wegen täglich unfassbarer
also eine absurdität
mauer und vakuole waren eine sich bedingende doppelte absurdität
und die absurdität ging noch weiter mauer und vakuole schufen die
bedingungen die zu ihrer überwindung führten
es war tatsächlich ein versuch über das absurde


Thomas Körner: Drüben oder Erinnerungen an ein Tollhaus © Acta litterarum 2017